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Die jährliche Studie über Existenzgründungen der öffentlichen-rechtlichen KfW-Bank beinhaltet für das Berichtsjahr 2019 positive Nachrichten. Zum ersten Mal seit fünf Jahren zogen die Gründungsaktivitäten laut KfW Gründungsmonitor wieder an. Die Corona-Krise ab März 2020 sorgte im Folgejahr jedoch für ein abruptes Ende dieser Entwicklung.
Momentan lässt sich noch schwer einschätzen, wie sich die Corona-Pandemie insgesamt auf Existenzgründungen in Deutschland auswirkt. Den ökonomischen Unsicherheiten stehen die Megatrends zum E-Commerce und zu digitalen Lösungen gegenüber. Die Krise hat allen Verantwortlichen eindrücklich gezeigt, welche Bedeutung die Digitalisierung hat. Das sind beste Voraussetzungen für Neugründungen im internetaffinen Bereich. In Kombination mit der positiven Entwicklung 2019 bis zum Ausbruch der Corona-Krise ergibt sich die Hoffnung, dass sich noch mehr Erwerbsfähige selbstständig machen.
Trendwende 2019: Zahl der Neugründungen steigt wieder
Jahrelang war der Blick auf die Statistik über deutsche Existenzgründungen ein Trauerspiel: Die Kurve kannte nur eine Richtung – nach unten. Für 2019 vermeldet der KfW Gründungsmonitor, der auf einer repräsentativen Umfrage mit 50.000 Teilnehmern beruht, einen deutlichen Anstieg. Insgesamt gab es bundesweit 605.000 Existenzgründungen, das sind 58.000 mehr als im Vorjahr. Ein weiteres positives Zeichen ist die überproportionale Steigerung bei den Chancengründungen im Vergleich zu den Notgründungen. Allerdings ging die Anzahl an Vollerwerbsgründungen um 27.000 zurück, der Gesamtanstieg basiert auf einem Plus von 85.000 bei den Gründungen im Nebenerwerb. Weitere wichtige Erkenntnisse aus dem KfW Gründungsmonitor sind:
- Die KfW verzeichnet einen Zuwachs an innovativen und wachstumsorientierten Gründungen.
- Insbesondere im Bereich internetbasierter und digitaler Unternehmen nimmt die Gründungstätigkeit zu.
- Zugleich steigt der Kapitaleinsatz pro Gründung. Unternehmen und Investoren statten vor allem Start-ups im digitalen Segment mit umfangreichen Mitteln aus.
Die Experten der KfW erklären sich die grundsätzlich positive Entwicklung 2019 mit der Situation auf dem Arbeitsmarkt und der Binnenkonjunktur. Die Arbeitslosenquote war 2019 weiterhin niedrig, die Nachfrage nach Arbeitskräften aber nicht mehr auf dem Rekordniveau der Vorjahre. Das kommt laut KfW-Ökonomen der Gründungstätigkeit zugute, weil sich mehr Fachkräfte Richtung Selbstständigkeit orientieren. Die fortdauernd gute Binnenkonjunktur und damit ideale wirtschaftliche Voraussetzungen für Existenzgründungen führen die Wissenschaftler als zusätzlichen Grund an.
Corona-Jahr 2020: Pandemie als einschneidendes Ereignis
Lange erwarteten die KfW-Spezialisten für 2020 einen weiteren Anstieg bei den Existenzgründungen. Sie greifen für diese Vorhersagen auf die Planungsquote zurück. Diese gibt den Anteil an erwerbsfähigen Personen an, die eine Existenzgründung ernsthaft in Betracht ziehen. Der Wert 2019 ließ eine neuerliche Zunahme an Neugründungen vermuten – und dann kam Corona. Der KfW Gründungsmonitor stellt zu Recht fest, dass die Corona-Krise Selbstständige hart trifft. Die wirtschaftlichen Auswirkungen betreffen auch potenzielle Existenzgründer. Laut einer Blitzumfrage von KfW Research im Frühjahr 2020 legten rund 40 % ihre Gründungspläne auf Eis.
Exakte Auswirkungen der Corona-Krise noch unklar
Die detaillierte Einschätzung bleibt abzuwarten. Erst im KfW Gründungsmonitor 2021 veröffentlicht die Bank exakte Zahlen zu den Neugründungen 2020 und schlüsselt sie in Chancen- und Notgründungen auf. Die KfW-Experten vermuten, dass in der Krise die Anzahl der Notgründungen steigen könnte. Dabei handelt es sich um Gründungen, bei denen Unternehmer der Arbeitslosigkeit entgehen wollen oder dringend einen Nebenerwerb als weitere Einkommensquelle benötigen. Erste Zahlen aus den Bundesländern für 2020 könnten diese Prognose bestätigen. So vermeldet Baden-Württemberg im Krisenjahr an einen Anstieg der Existenzgründungen um 4,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Dieser resultiert aus einem massiven Zuwachs bei den Anmeldungen eines Nebengewerbes, während Gründungen mit wirtschaftlicher Substanz um 4,5 % zurückgegangen sind.
Vergleich der Bundesländer: Berlin ist Spitzenreiter bei Neugründungen
Der KfW Gründungsmonitor stellt jedes Jahr ein Ranking der Bundesländer auf: Berlin bleibt die Hauptstadt der Gründer. Auf 10.000 Erwerbsfähige kamen im Zeitraum 2017 bis 2019 198 Existenzgründungen. Den zweiten Platz belegt Brandenburg, was die KfW-Analysten vornehmlich auf die Gründungstätigkeit im Berliner Speckgürtel zurückführen. Nach Berlin und Brandenburg reihen sich Hamburg und Bayern ein, während Mecklenburg-Vorpommern und Bremen abgeschlagen auf den letzten beiden Plätzen sind. Laut KfW Gründungsmonitor konzentrieren sich Neugründungen in Deutschland auf Großstädte und Ballungsräume, die beiden Medien- und IT-Standorte Berlin und Hamburg bestätigen dies.
Quelle der Zusammenfassung: https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Gr%C3%BCndungsmonitor/KfW-Gruendungsmonitor-2020.pdf